"This is not America ..." – ein Bericht von Andree Westermann

Gedanken zur gesellschaftlichen Entwicklung

Die Kluft zwischen Arm und Reich ist auch in Deutschland in den letzten Jahren größer geworden. Das zeigen u. a. ein Bericht der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam und eine Studie des Paritätischen Gesamtverbands.

Mit 16,8 % ist die Armutsquote nach einem Negativwachstum aktuell auf einem Höchststand seit der Wiedervereinigung – damit ist durchschnittlich jede sechste Person von Armut betroffen. Diese Zahlen sind bestürzend, insbesondere, da die Arbeitslosenquote immer weiter abnimmt und die Zahl der Erwerbstätigen kontinuierlich steigt. Die Entwicklung von Armut und Wirtschaft scheint sich daher sichtlich entkoppelt zu haben.

Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander – ein Thema, das bewegt und zu dem sich im Folgenden Andree Westermann, Geschäftsführer der GVO Personal, in einem persönlichen Bericht äußert.


"This is not America ..."

„»This ist not America …«, dieser Gedanke ging mir auf meiner Reise in die USA mehrfach durch den Kopf, die ich anlässlich einer großartigen Einladung zum Superbowl unternahm.

ES GAB ZEITEN, DA GALT DIE „GREENCARD“ ALS DIE EINTRITTSKARTE IN DAS LAND DER UNBEGRENZTEN MÖGLICHKEITEN, IN DEM ALLES FÜR JEDEN ERREICHBAR ZU SEIN SCHIEN – VOM TELLERWÄSCHER ZUM MILLIONÄR.

Auch wenn der aktuelle Präsident zumindest die These stützt, dass man auch ohne viel Intelligenz und Empathie immerhin Präsident dieses Landes werden kann, manifestierte sich bei mir vor allem der Eindruck, dass die Spreizung zwischen Arm und Reich eklatant zugenommen hat. Egal, ob in Atlanta, New Orleans oder Washington: Es waren unglaublich viele Menschen, die, offensichtlich abgehängt und obdachlos, die Stadtbilder prägten.

WER ZUMINDEST EINEN JOB IN EINEM DER UNZÄHLIGEN DIENSTLEISTUNGSBEREICHE HAT, BENÖTIGT MITTLERWEILE MINDESTENS EINEN WEITEREN, UM EINIGERMAßEN DURCHS LEBEN ZU KOMMEN. 

Unter diesem Gesichtspunkt ist der personelle Einsatz, insbesondere im öffentlichen und teilöffentlichen Bereich, vielleicht in einem ganz anderen Licht zu sehen. Mag es auf den ersten Blick darum gehen, dem erhöhten Sicherheitsbedürfnis der Amerikaner gerecht zu werden, legt der zweite die Vermutung nahe, dass es sich um eine gesteuerte große Arbeitsbeschäftigungsmaßnahme handelt. Ob an Flughäfen, Museen, Sportstadien, Theatern und Opern oder an sämtlichen öffentlichen Gebäuden – es sind unverhältnismäßig viele Menschen im Einsatz, die für eine gefühlte (Un-)Sicherheit und eine einzigartige "Willkommenskultur" sorgen. Auch die neuen Mobilitätskonzepte integrieren und ermöglichen besonders dieser Zielgruppe ein zusätzliches Einkommen. Ob im Zweitjob als Uber-Fahrer:in oder als Anbieter:in einer privaten Aufladestation für Elektroroller – es war erstaunlich, wie selbstverständlich diese Optionen genutzt werden.

»A LITTLE PIECE OF YOU
THE LITTLE PEACE IN ME
WILL DIE
FOR THIS IS NOT AMERICA«
DAVID BOWIE

Auch in Deutschland wird die Ungleichheit immer offensichtlicher

Wer einmal mit offenen Augen durch die Städte läuft, dem sind die älteren Menschen nicht zu entgehen, die in Mülleimern nach Pfandflaschen und Verwertbarem suchen – den Rucksack auf dem Rücken und der verschämte Blick, wenn ein Passant ungläubig nicht schnell genug wegschauen kann. Waren es früher vor allem osteuropäische Immigranten, wird der ‚Markt‘ zunehmend von dem Rentner nebenan geprägt. Es ist keine rein statistische Zahl: Das Nettovermögen der unteren Einkommen hat seit den 80er Jahren stark abgenommen, während das oberste ein Prozent sein Vermögen weit mehr als verdoppelt hat!

Es ist überall offensichtlich und in vielen Lebensbereichen nachzuvollziehen: Während die einen sich mühsam durch Leben „schlagen“, folgen die anderen der Einladung ihres Jetherstellers und lassen sich von Lang Lang im Gogärtchen auf Sylt inspirieren. Die aktuellen Geschäftsberichte für diese besonderen Mobilitätsanbieter lesen sich wie die Erfolgsstory eines erfolgreichen Startups. Und Nutzer sind nicht die Manager:innen der Großkonzerne, sondern vor allem der Mittelständler von nebenan, der seinen Mobilitätsoptionen in den letzten Jahren etwas ganz Besonderes hinzugefügt hat …“

 

Wir danken Herrn Westermann für seinen aufmerksamen und persönlichen Bericht!